Frau Burkhart, die heutigen Jugendlichen – potenzielle Auszubildende im Maler- und Stuckateurhandwerk – gehören der Generation Z an, die komplett digital aufgewachsen ist. Wie sieht die Lebenswelt dieser jungen Menschen aus?
Die Generation Z kennt eine Welt ohne Internet nicht mehr und denkt ausschließlich in der Kategorie "mobile first". Ein Produkt noch am gleichen Tag nach Hause bestellen, mit einem Klick Wissen über eine App wie simpleclub abrufen, online einen Termin buchen: Die Erwartungshaltung lautet "jetzt sofort" und "unmittelbar". Das heißt, alles muss direkt zur Verfügung stehen. Unternehmen spüren diese veränderte Erwartungshaltung und sollten darauf reagieren, aber nicht nur im Umgang mit ihren Kunden, sondern auch, wenn es um Mitarbeiter geht. Gerade Handwerksbetriebe müssen einen Kulturwandel erleben, wenn sie für junge Leute attraktiv sein wollen.
Worauf müssen sich Betriebe mit Blick auf die Mitarbeitergewinnung einstellen?
Ungeduld prägt diese Generation: Wenn sich ein junger Mensch heute überhaupt noch selbst bewirbt, ist es wichtig, den Eingang der Unterlagen zeitnah zu bestätigen. 24 Stunden sind für Generation-Z-Vertreter schon wie eine Ewigkeit. Generell wird es immer digitaler: Der nächste Schritt ist, dass man sich per Mausklick bewerben kann. Es wird Verknüpfungen zu digitalen Plattformen wie Xing oder LinkedIn geben, auf denen Betriebe die Daten der Bewerber abrufen können – das Verhältnis wird sich also drehen. All das führt zu einer Bequemlichkeit der Jugendlichen.
Was bedeutet diese Anspruchshaltung für die Ausbildung im Betrieb?
Für die Generation Z ist Arbeitszeit gleichbedeutend mit Lebenszeit. Junge Menschen wünschen sich einen Ausbilder, der ihnen permanent Feedback gibt und auf Augenhöhe mit ihnen spricht – über die Ausbildung, aber auch über private Themen, die immer mehr mit zur Arbeit genommen werden. Sie verstehen Führungskräfte und Ausbilder eher als Mentoren, die sie darin begleiten, die nächsten Jahre zu durchleben. Ich höre von Auszubildenden oft: "Ich möchte etwas bewirken, in Projekten auch mal Verantwortung tragen und vor allem ernst genommen werden." Sie wollen fachlich und persönlich entwickelt werden. Ich sehe bei vielen Betrieben, dass sie sich genau diese Zeit, mit den Azubis in den intensiven Austausch zu gehen, nicht einräumen. Es braucht Ausbilder, die Spaß daran haben, junge Menschen zu entwickeln.