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Mutiger Macher: Malerbetrieb Deinböck

Fotos: Stefan Matzke / sampics

Dieser Artikel erschien in der MarktImpulse 2/2020

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Vor über einem Jahrzehnt stand der Malerbetrieb Deinböck in Niederbayern kurz vor dem Aus. Dann entschloss sich der Chef zu einer radikalen Neuausrichtung. Mithilfe eines Firmencoachs und mit großem eigenen Engagement spezialisierte er sich auf exklusive Privatkunden und leitet heute ein florierendes Unternehmen.

"Die Zukunft ist farbig!", lautet die Begrüßung auf der Website des Malerbetriebs Deinböck. Und wenn man den Chef des Betriebs persönlich kennenlernt, glaubt man diese optimistische Botschaft sofort. Der energiegeladene Edgar Deinböck versprüht ebenso viel gute Laune wie Begeisterung für seinen Beruf. Hört man ihm zu, wie er über Farben und ihre Wirkung spricht, möchte man am liebsten sofort die eigene Wohnung umstreichen. Was vermutlich auch daran liegt, dass Deinböck tut, was er seit Kindertagen tun wollte: "Kreativ sein, Kunden beraten, Schönes schaffen." Kurz: einen Malerbetrieb auf die bestmögliche Art leiten.

 

Eines Tages stand ich dann vor der Entscheidung: aufhören oder weitermachen?

Edgar Deinböck, Geschäftsführer

 

Der Geisenhausener Firma südlich von Landshut geht es blendend. 25 Mitarbeiter stemmen über 400 Aufträge pro Jahr – bei exklusiven Privatkunden und kleinen Unternehmen. Der Angebotsrücklauf liegt bei 70 Prozent. Und die Kundenzufriedenheit ist so hoch, dass Deinböck auf klassische Werbung fast komplett verzichten kann. Er wird zuverlässig weiterempfohlen. Das war allerdings nicht immer so. Der Weg zum Erfolg erforderte Mut und mitunter unkonventionelle Mittel.

Ein radikaler Kurswechsel brachte den Aufschwung

Wie alles begann, kann man im Beratungszimmer des Malerbetriebs sehen. An der Wand des mit modernen Designerstühlen und stilvollem Holztisch eingerichteten Raumes hängt ein altes Foto von Edgar Deinböcks Vater – schick gemacht im besten Anzug, direkt nach der Gesellenprüfung. Er hat den Familienbetrieb 1959 gegründet und 1997 an den Sohn übergeben. Ein Jahr später stieß auch Edgars Bruder Walter zur Firma, ein diplomierter Betriebswirt, der sich seitdem um alles Kaufmännische kümmert. Die Firma schien bestens gerüstet.

Trotzdem wurden die kommenden Jahre nicht leicht: Mal kamen die Kunden im Zuge großer Wohnungsbauprojekte in Scharen, mal brachen sie reihenweise weg. Schließlich ging der Umsatz so weit zurück, dass sich Deinböck, wie viele Malerbetriebe der Region, einer existenziellen Entscheidung stellen musste: aufhören oder weitermachen? "Ich war kurz davor, mich anstellen zu lassen, aber im letzten Moment habe ich mich für den Familienbetrieb entschieden. Ich wollte das Gewachsene erhalten."

Klar war aber auch: Wie bisher konnte es nicht weitergehen. Edgar Deinböck stand vor einer Herkulesaufgabe. Er musste den Betrieb neu ausrichten. Dafür holte er sich 2005 einen Firmencoach zu Hilfe. "Die beste Entscheidung überhaupt!", wie er rückblickend meint. "Wenn man mitten im Tagesgeschäft steckt, schaut man oft nicht nach links und rechts. Mein Berater hat mir beigebracht, von außen auf die Situation zu blicken." Und das bereits bei der ersten Besprechung, als er wissen wollte, ob nicht auch Bruder Walter und die Ehefrauen beim Coaching dabei sein sollten. "Ich habe mich gewundert, weil die Frauen gar nicht im Betrieb gearbeitet haben. Aber der Berater wusste natürlich: Das wird ein jahrelanger, anstrengender Prozess. Wenn die Frauen nicht mitziehen, geben wir bald auf. Da haben wir sie dazugeholt."

  • <p>Walter Deinböck senior nach der bestandenen Gesellenprüfung. Der Vater von Edgar Deinböck hat den Malerbetrieb 1959 gegründet</p>

    Walter Deinböck senior nach der bestandenen Gesellenprüfung. Der Vater von Edgar Deinböck hat den Malerbetrieb 1959…

  • <p>Wie schafft man Vertrauen? Indem man seinen Kunden stets offen und ehrlich gegenübertritt</p>

    Wie schafft man Vertrauen? Indem man seinen Kunden stets offen und ehrlich gegenübertritt

Zusätzlich ging Edgar Deinböck einmal pro Monat mit seinem Trainer allein in Klausur. Konzentriert wurden Visionen für die Zukunft entwickelt und Wege, sie Realität werden zu lassen: Wo stehen wir aktuell? Wie soll es mit der Firma weitergehen? Und: Wie schafft man es, die Mitarbeiter zu motivieren? Die Marschrichtung war bald klar: "Ich sah, wie andere Malerbetriebe mit der schwierigen Wirtschaftslage umgingen. Einer hat Konkurs angemeldet, einer entließ alle Mitarbeiter und hat alleine weitergemacht, ein weiterer hat sich ganz auf Ausschreibungen konzentriert." Für Deinböck lag die Lösung anderswo. "Wir wollten uns spezialisieren, weg vom Objektgeschäft, und der attraktivste Malerbetrieb in der Region für hochwertige Privatkunden werden."

Eine Berufssparte, für die der quirlige Edgar Deinböck genau der Richtige ist. Kaum vorstellbar, dass Kunden von seiner kommunikativen Art und der fundierten Beratung nicht begeistert sind. Aber auch die Mitarbeiter sollten auf die neue Ausrichtung vorbereitet werden. Schließlich sind sie es, die vor Ort mit Freundlichkeit und guter Arbeit überzeugen müssen. Um zu zeigen, wie wichtig ihr Beitrag ist, bezog Deinböck alle Angestellten in die Planung mit ein. "Ich habe erklärt, wo wir mit dem Betrieb hinwollen, und bat sie, Vorschläge zu machen, wie wir das am besten schaffen." Das Ergebnis: über 100 Ideen, die von Teambuilding bis zum Auftritt beim Kunden reichten. Edgar Deinböck war begeistert. "Es ging ein echter Ruck durch die Firma!" Unterstützt vom Firmencoach haben dann alle tagelang in einem Hotel in Oberbayern am neuen Konzept gearbeitet.

Daraus entstand eine Workshop-Reihe, die bis heute regelmäßig durchgeführt wird. "Wir üben, wie man sich beim Kunden verhalten sollte, damit er sich wohlfühlt. Als Maler bewegt man sich ja in seinen privatesten Räumen. Wir besprechen Probleme, die in den Mitarbeitergesprächen genannt werden, verbessern Arbeitsabläufe und Qualität." Sogar über Lohn und Arbeitszeiten lässt Deinböck in gewissem Rahmen abstimmen – und erzielt Ergebnisse, die Chef und Angestellte gleichermaßen zufriedenstellen, weil alle mitreden dürfen. Schönster Nebeneffekt: "Die Mitarbeiter lernen mitzudenken und selbst Lösungen zu suchen."

 

Wir wollen unsere Kunden begeistern. Wie man das macht, üben wir im Workshop.

Edgar Deinböck, Geschäftsführer

 
Halle des Malerbetriebs Deinböck

Top ausgerüstet: Die Hallen des Malerbetriebs Deinböck sind mit der Firma gewachsen und wurden von Jahr zu Jahr erneuert und vergrößert

Brillux Silicon-Fassadenfarbe
Hi-Fi-Boxen in Rostoptik

Im Malerbetrieb gibt es auch Platz für ungewöhnliche Arbeiten: Hier bekommen Hi-Fi-Boxen auf Wunsch des Auftraggebers eine Rostoptik

Edgar Deinböck mit Schwägerin Doris

Edgar Deinböck mit seiner Schwägerin Doris. Sie führt den zum Malerbetrieb gehörenden Farbenladen, in dem die Kunden auch ausführlich beraten werden

Kooperation statt Konkurrenzdenken

Wie erfolgreich sich der Betrieb seit der Neuausrichtung entwickelt hat, beweist auch eine Analyse, die Studenten der Fachhochschule Landshut durchgeführt haben. Sie wollten wissen, ob ein Handwerksbetrieb eine Premiummarke sein kann, befragten Kunden und Großhändler. Die erfreuliche Antwort: und ob! Das zeigt sich etwa dadurch, dass die Hälfte der Neukunden kein zweites Angebot einholen. Sie wollen ihr Heim ausdrücklich von Deinböck verschönern lassen, selbst wenn es anderswo vielleicht preiswerter wäre. Das macht den Malermeister besonders glücklich: "Wir sind zwar nicht die billigsten Anbieter, aber unser Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt. Das ist genau das, was ich immer wollte. Gute Arbeit zu einem vernünftigen Preis anbieten."

All das klappt so hervorragend, weil Edgar Deinböck keine Angst hat, ungewöhnliche Wege zu gehen und Neues auszuprobieren. Auch im Außenauftritt. Wo andere versuchen, die Konkurrenz auszustechen, setzt der umtriebige 56-Jährige lieber auf Kooperation. Zum Beispiel mit einem eleganten Einrichtungshaus in Landshut. Seit vielen Jahren streicht der Malerbetrieb Deinböck die Ausstellungsräume des German-Design-Award-Gewinners und darf diese im Gegenzug auch selbst als Showroom nutzen. Was umso besser funktioniert, als die Kunden dort erleben können, wie Deinböcks Arbeit die schicken Zimmer noch aufwertet.

Auch einen weiteren Kooperationspartner hat der Betrieb über das Möbelhaus kennengelernt: "Die Raumformer". Ein loser Zusammenschluss mehrerer Einzelunternehmer – vom Kunstglaser über ein Küchenstudio bis zum Smart-Home-Techniker –, mit denen der Malerbetrieb auch die exklusivsten Kundenwünsche erfüllen kann. Und last, but not least arbeitet Deinböck mit einer Farbpsychologin zusammen. Die studierte Innenarchitektin und Psychologin findet heraus, welche Farbnuancen die Psyche und Gesundheit ihrer Klienten optimal unterstützen.

 

Seit der Umstellung haben wir interessantere Arbeiten und exklusivere Privatkunden

Edgar Deinböck, Geschäftsführer

 
Möbelhaus Pointner

Platzsparend und lukrativ: Statt in einem eigenen Showroom präsentiert Deinböck seine Arbeit in dem eleganten Möbelhaus "Pointner"

Möbelhaus dient als Showroom
Möbelhaus dient als Showroom

Mit Struktur und Sport gegen Stress

Seine Kunden lernt Deinböck oft auf Networking-Events kennen: im Premiumbereich der Volleyball-Mannschaft "Rote Raben", in dem nach den Spielen Geschäftsleute und Fans zusammenkommen, oder im Golfclub, in dessen Räumlichkeiten er regelmäßig Weinvorträge veranstaltet. Deinböck hat innovative Ideen und setzt sie auch um. Wie das geht, hat ihn der Umbau seines Betriebs gelehrt: "Man muss die Arbeit gut strukturieren. Wir haben damals festgelegt, was wir in zehn Jahren erreichen wollen, und haben die Aufgaben dann auf die einzelnen Jahre runtergebrochen."

Sogar die betriebliche Nachfolge des Malerbetriebs ist bereits geregelt. Im Januar 2020 hat Edgar Deinböck die Gesellschaftsform seiner Firma vom Einzelunternehmen in eine GmbH & Co. KG umgewandelt und seinen Bruder Walter, der bisher angestellt war, zum Geschäftsführer ernannt. Die kommenden zwei Jahre ermitteln die Brüder nun, was der Betrieb wert ist. Dann werden Walter Deinböck und der langjährige Mitarbeiter Anton Limmer als Teilhaber einsteigen. Edgar Deinböck möchte es mit 60 ruhiger angehen lassen. "Ich kümmere mich gerne noch um Kundenkontakte, aber ich möchte am nächsten Morgen nicht mehr um fünf Uhr aufstehen müssen."

Früh aufstehen möchte er dann nur noch, um auf die Piste zu gehen und sich dort dem Free Riding oder Skitouren zu widmen. Oder um mit seiner Frau nach Südtirol in ein Hotel zu fahren, in dem man auch Yoga machen kann. "Sport, vor allem Golf, hat mir auch durch die stressige Umbruchszeit in der Firma geholfen." Die liegt nun hinter ihm und er kann sich auf die nächsten Jahre freuen. Passend zum Firmenmotto: Die Zukunft wird farbig!

Es bleibt in der Familie

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