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Generationen verbinden: Wohnquartier Heumarkt

Fotos: Christian Eblenkamp, Rietberg

Dieser Artikel erschien im Planquadrat 3/19

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Die Zahl der älteren Menschen steigt kontinuierlich. In Deutschland ist im Durchschnitt bereits jeder vierte Einwohner älter als 65 Jahre. Nur ein geringer Teil davon lebt in altersgerechten Wohnungen. Um ein selbstbestimmtes Leben im Alter zu ermöglichen, werden sozialverträgliche, seniorengerechte Konzepte benötigt, die ältere Menschen nicht ausgrenzen, sondern in die Nachbarschaft integrieren. Mit dem Quartier Heumarkt in Magdeburg wurden hier Maßstäbe gesetzt.

Selbstbestimmt leben im Alter

Das Quartier Heumarkt liegt im Magdeburger Stadtteil Cracau am Ufer der Alten Elbe und mit Blick auf den Magdeburger Dom. Das ehemalige Wohn- und Geschäftshaus ist über die Anna-EbertBrücke direkt mit der Magdeburger Altstadt verbunden, eine Haltestelle der Stadtbahnlinie liegt vor der Tür und der Stadtpark Rotehorn auf der Elbeinsel ist in Sichtweite.

Ein idealer Standort für nachhaltige Wohnkonzepte für Seniorinnen und Senioren, wenn man mit Alteneinrichtungen als Stadtteilzentren die Lebensqualität vor Ort mitgestalten will. Dieses Ziel lag den Projektentwicklern Jörg und Sascha Ebeling von der impars Immobiliengesellschaft mbH am Herzen, als sie zusammen mit ihrem Projektpartner, den Pfeifferschen Stiftungen, den Plan für das Quartier Heumarkt entwarfen. Das Konzept sieht generationengerechtes Wohnen vor, ein Zuhause mit Nachbarschafts- und Dienstleistungsnetzwerk, in dem Menschen ab 65 Jahren mit Versorgungssicherheit leben und alt werden können.

Dafür sorgt ein niedrigschwelliges Hilfsangebot für die Bewohner nach dem Grundsatz "ambulant vor stationär", das pflegerische und häusliche Dienstleistungen bietet. Medizinische und soziale Einrichtungen schaffen kurze Wege. Eine Kindertagesstätte bringt Leben in den Innenhof und verbindet die Generationen. Der Förderverein des Magdeburger Seniorenbeirats zeichnete das ambitionierte Quartier Heumarkt als seniorenfreundliche Einrichtung aus und auch die Landesseniorenvertretung von Sachsen-Anhalt prämierte das generationenübergreifende Konzept mit einem Qualitätssiegel.

 
 
 

"In den eigenen vier Wänden leben und trotzdem alle Bedürfnisse des altersgerechten Wohnens erfüllen, das war unser Ziel. Der Gebäudekomplex am Heumarkt eignet sich hervorragend dafür, denn für so ein Projekt spielt der Standort eine große Rolle. Unser Konzept des altersgerechten Wohnens ist aufgegangen: Die Nachfrage nach den Wohnungen ist groß und die Mieter beleben das Konzept mit ihrem Engagement."

Jörg Ebeling, impars Immobiliengesellschaft mbH

 

Das Quartier Heumarkt in Magdeburg setzt auf ein vielfältiges Betreuungsangebot und nachbarschaftliche Unterstützung. Dafür wurde die Bestandsimmobilie saniert und die Fassade mit einem Wärmedämm-Verbundsystem energetisch ertüchtigt. Entstanden sind 80 barrierefreie und altengerechte Wohnungen, vorwiegend 2-ZKBWohnungen von 37 bis 55 m2 Größe, ein Pflegestützpunkt mit Nachtpräsenz sowie zwei Senioren-Wohngemeinschaften und eine TagespflegeEinrichtung.

Zu dem generationenübergreifenden Konzept gehört auch eine Kindertagesstätte auf zwei Etagen im Haus Bandwirkerstraße 17 sowie Arztpraxen und ein Quartierscafe. Der gemeinsame Innenhof wird zum großen Teil von der Kita genutzt. Einen kleinen Generationengarten können die Bewohner und Nutzer gemeinsam gestalten.

Innerstädtische Wohnprojekte wie das Quartier Heumarkt in Magdeburg ermöglichen ihren älteren Bewohnern, möglichst lange selbstbestimmt in vertrauter Umgebung zu leben, während gleichzeitig für Pflege und Sicherheit gesorgt wird.
 

"Im Quartier Heumarkt ist die Farbe nicht tonangebend, sondern bildet mit ihrer Differenziertheit eine Art Passepartout für das Gemeinwesen – sie ist der Rahmen für die Aktivitäten der Bewohner. Dieser menschliche Aspekt hat sich durch das ganze Projekt gezogen, von der Konzeptphase und der Zusammenarbeit mit den Investoren bis zu der Annahme durch die Bewohnerschaft."

Hanne Fink, Brillux Farbstudio Braunschweig

 

Den Menschen in den Mittelpunkt stellen

In der Zusammenarbeit der Investoren mit dem Brillux Farbstudio war man sich schnell über wesentliche Aspekte des Farbkonzeptes einig. Der wichtigste Punkt: Die neue Farbgestaltung sollte ebenso wie die Sanierung der Gebäude und die Wärmedämmung der Fassaden die Wohnqualität der Bewohner verbessern.

Ihren Farbentwurf stellte Hanne Fink vom Brillux Farbstudio Braunschweig unter das Thema "Eine farbliche Heimat finden". Der Farbkanon bezieht sich auf die Landschaft rund um Magdeburg: Blautöne repräsentieren den Himmel und die Elbe, erdige Töne die Felder in der Magdeburger Börde und verschiedene Rottöne verweisen auf die Heidelandschaft. In den Treppenhäusern wurden die Stirnflächen und Türen in diesen Farbtönen gestrichen und damit den Etagen zugeordnet.

An der Fassade kam ein dem holländischen Klinker nachempfundenes Riemchen zum Einsatz, das in seiner Vielfarbigkeit alle diese Töne vereint und mit der schlammfarbenen Fassadenfarbe und den heidefarbenen Balkonbrüstungen harmoniert. Die Hauseingänge wurden durch weinrote Attiken betont. Der Naturbezug des Farbkonzepts ließ ein stimmiges Ganzes entstehen, das durch die Bepflanzung der Außenflächen passend ergänzt wird.

Nachbarschaften und Begegnungen fördern

Eine funktionierende Gemeinschaft und gute nachbarschaftliche Beziehungen sind das Grundgerüst für das Quartierskonzept. Das Quartiersmanagement organisiert deshalb ganz gezielt Nachbarschaftshilfen und Begegnungsmöglichkeiten. Unterstützt wird dies von dem generationenübergreifenden Aspekt des Konzepts. Zwischen den älteren Mietern und der Kita hat sich ein reger Kontakt entwickelt, Senioren lesen Kindern vor, die Kinder revanchieren sich mit Geburtstagsliedern im Roten Salon.

Gemeinsam pflegen Jung und Alt einen Garten der Generationen im Hof der Anlage. Rüstige Senioren engagieren sich ehrenamtlich in der Betreuung älterer Bewohner, in der Tagespflege oder den Senioren-WGs. Gegenseitige Unterstützung beim Einkauf findet statt, weil die Bewohner an vielen Orten Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme finden, wie zum Beispiel im Roten Salon.

Dieser ist eigentlich "nur" ein großer Aufzugsvorraum mit Briefkastenanlage im Hauseingang der Bandwirkerstraße 17. Durch die ungewöhnlich beherzte Gestaltung in einem dunklen Magenta-Farbton gewann der vorher kühl wirkende Eingangsbereich der Anlage eine Wohnlichkeit, die von den Bewohnern sofort angenommen wurde. Die mutige Farbwahl wirkte sich von Anfang an förderlich auf die Kommunikation aus, die Menschen kamen ins Gespräch. Heute ist der Raum ein wirklicher Begegnungsort geworden.

 

DER ROTE SALON: Man trifft sich im "Roten Salon" – ein Begriff, der von den Bewohnern selbst geschaffen wurde. Alles begann mit der Auswahl des Sauberlaufbelags. Aus der mutigen Entscheidung, den Magenta-Farbton auch für die Wände zu übernehmen und dem praktischen Nutzen, die Laibung des Aufzugs farblich zu betonen, entsteht tatsächlich Aufenthaltsqualität. Einmal im Monat wird der Treppenaufgang sogar zur Bühne: Die Kindergartenkinder singen allen Jubilaren ein Ständchen. "Soweit konnten wir gar nicht vorausplanen", freuen sich die engagierten Bauherren Jörg und Sascha Ebeling.

 

Tagespflege und Senioren-WGs: individuell aktivieren und unterstützen

Versorgungssicherheit für die Bewohner bietet das Quartier auch durch kurze Wege zu medizinischen Einrichtungen wie die Arztpraxen und eine Praxis für Physiotherapie. Zwei Senioren-Wohngemeinschaften und eine Tagespflege-Einrichtung geben außerdem Sicherheit, auch bei Veränderungen des Gesundheitszustands oder des individuellen Pflegebedarfs, das Quartier und damit die vertraute Umgebung nicht zwingend verlassen zu müssen.

In den Senioren-WGs finden jeweils acht Bewohner ein Zuhause, sie sind als Alternative zum Leben in einem Pflegeheim gedacht. Jeder Bewohner hat sein eigenes Zimmer, man kocht und isst zusammen, organisiert den gemeinsamen Haushalt und unterstützt sich gegenseitig. Die WGs haben eine 24h-Betreuung durch eine Präsenzpflegekraft.

Die Tagespflege bietet mit 20 Plätzen Gelegenheit zu gemeinschaftlichen Aktivitäten mit individueller pflegerischer Betreuung; das Angebot ist vielfältig und reicht von gemeinsamen Mahlzeiten über ein Sportprogramm für Senioren bis zu gemeinschaftlichen Ausflügen.

Im Farbkonzept für die Tagespflege markiert ein frischer Grünton an den Wänden und als Bezugsstoff der Möblierung den zentralen Wohnbereich. Farbige Wandflächen aus dem Farbkanon der Wohnanlage unterstützen die Orientierung. Ruhezonen sind in Blautöne getaucht, Aktivitätsbereiche animieren mit grünen Farbflächen, rote Farbfelder gliedern den Raum.

Kindertagesstätte "Au Clair de la Lune"

Die deutsch-französische Kita "Au Clair de la Lune" wird von einem gemeinnützigen Verein betrieben, der sich die Förderung mehrsprachiger Erziehung zum Ziel gesetzt hat. Im Quartier Heumarkt ist die Kita auf zwei Etagen mit langen Fluren untergebracht. Auch hier zogen die Bauherren für die kindgerechte Gestaltung der Räumlichkeiten Hanne Fink vom Brillux Farbstudio Braunschweig zu Rate.

In einer ersten Abstimmung wurden die wichtigsten Farbgeber ermittelt und festgelegt. In der Kita war das der Bodenbelag. Er hat die längste Lebensdauer und kann nicht bei der nächsten Renovierung einfach durch einen neuen Anstrich ersetzt werden. Der farbige Linoleumboden hat die Kitaleitung sofort überzeugt. Das Streifenmuster bietet für eine kindgerechte Farbgestaltung einzigartige Möglichkeiten: Auf kurze Distanz, aus den Augen eines Kleinkindes, ist der Boden vielseitig und bunt, ein frisches Muster mit vielen Rapports, auf dem Kinder gut spielen können. Für Erwachsene wirkt der Boden aus der größeren Entfernung eher neutral und je nach Lichtverhältnissen und Farbumgebung sogar unifarben.

Aus den Farbstreifen entwickelte sich der Farbkanon für die Flure und Räume. Die langen Flure wurden mit farbigen Rahmen und Wandflächen aus diesem Farbspektrum gegliedert und erscheinen nun gut strukturiert. In den Räumen kombinierte man immer farbige mit neutralen grauen Flächen, um die Bestandsmöblierung einzupassen und den richtigen "musealen Hintergrund" für Kinderzeichnungen und Bastelarbeiten bieten zu können.

Blauer Salon: Das Wohnzimmer des Quartiers

Analog zum "Roten Salon" wurde das geplante Café in der Konzeptphase "Blauer Salon" getitelt. Das kleine Tageslokal versteht sich als Begegnungsort für die Bewohner des Quartiers und ist offen für Passanten und Besucher.

Für die Einrichtung hatten die Investoren alte Möbel von Franz Ehrlich für die Hellerau-Werkstätten vor Augen. Darauf aufbauend setzt das Farbkonzept aus dem Brillux Farbstudio auf ein tiefes Blau und bildet hiermit das Gegenstück zu den Farben der Heide und der Börde.

 

Projektdaten

Objekt, Standort: Heumarkt, Madgeburg

Bauherr: impars Immobiliengesellschaft mbH, Magdeburg

Ausführende Malerbetriebe:

  • Innenarbeiten: Temps GmbH, Magdeburg und Nico Simon Malermeister, Magdeburg
  • Außenarbeiten: Müller & Jordan Bau GmbH, Barleben

Technischer Berater: Torsten Oppermann, Brillux Magdeburg

Brillux Farbkonzepte: Hanne Fink, Farbstudio Braunschweig; Lilith Ostholthoff, Farbstudio Münster

 
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