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Offener Austausch

Fotos: Daniel Elke

Dieser Artikel erschien in der MarktImpulse 4/2020 

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Die Korrosionsschutz- und Malerbetriebe Gerhard Schmitz GmbH aus Duisburg sind breit aufgestellt. Ein Ortsbesuch im Ruhrgebiet beweist: Es gibt hier eine Menge zu tun – und dennoch genug Zeit, um miteinander ins Gespräch zu kommen.

Prokurist Karl-Heinz Brinkmann, wird im nächsten Jahr 80. Was ihn jedoch nicht von der Arbeit abhält: "Zu Hause habe ich einen Garten und meine Briefmarken, doch hier wartet Dringlicheres." Seit 49 Jahren arbeitet Brinkmann für die Gerhard Schmitz GmbH, "angestellt wurde ich von der Mutter unseres Seniors". Von ihr habe er auch gelernt, was diesen Betrieb ausmacht.

  • <div><p>Prokurist Karl-Heinz Brinkmann denkt mit fast 80 Jahren eher an neue Projekte als an den Ruhestand.</p></div>

    Prokurist Karl-Heinz Brinkmann denkt mit fast 80 Jahren eher an neue Projekte als an den Ruhestand.

Er erinnert sich, wie er in seinem ersten Monat die Aufgabe bekam, Strahlmasken zu besorgen. "Es gab damals zwei große Hersteller. Die eine Marke verkaufte Masken für gut 100 DM. Das andere Produkt war deutlich hochwertiger ausgestattet, es kostete pro Stück rund 250 DM. Ich hab’ die günstigere Variante bestellt. Als ich dann mit den Masken ankam, musste ich alles gleich umtauschen. Die Chefin wollte, dass nur die beste Qualität eingesetzt wird – für die Kunden und die Arbeiter.

Und dieses Credo gilt hier noch immer!" Allerdings erschwere heute der bürokratische Aufwand, der mit der Einhaltung von Sicherheitsstandards einhergeht, oft die Arbeit. War also früher alles besser? "Naja …", brummt Brinkmann, bevor er vorsichtig formuliert: "Die Auflagen sind inzwischen schon sehr zeitraubend. Und die heutige Jugend ist nicht immer überzeugt vom Sinn der Arbeit."

 

Mein Vater war mit seinem Führungsstil sehr beliebt bei der Mannschaft.

Hans-Jörg Schmitz-Senge über den Senior des Hauses, Heinrich Gerhard Schmitz.

 
  • <p>Die beiden Geschäftsführer Sellmann und Schmitz-Senge packen viel an und reden auch viel miteinander.</p>

    Die beiden Geschäftsführer Sellmann und Schmitz-Senge packen viel an und reden auch viel miteinander.

Die Nachwuchs-Frage

Die Schwierigkeit, gute Auszubildende zu finden, kennt jeder Handwerksbetrieb. Sie betrifft auch die Firma Schmitz in Duisburg: "Bislang haben wir zum Glück immer junge Leute finden können, die sich für den Beruf interessieren und die Ausbildung mit Erfolgabschließen. Doch es ist kein Selbstläufer",stimmt Sascha Sellmann seinem älteren Kollegen zu.

Sellmann ist seit gut vier Jahren im Unternehmen und seit Anfang 2018 der erste familienfremde Geschäftsführer in der Unternehmensgeschichte. Der 45-Jährige kümmert sich unter anderem um die Personalakquise. Gerade sitzt er mit Karl-Heinz Brinkmann im Duisburger Firmenbüro und bespricht bei einer Tasse Kaffee ein Projekt. Hinter dem Fenster des Raumes ist ein weitläufiges Betriebsgelände zu sehen, gesäumt von mehreren Hallen.

"Dass unser Betrieb räumlich so groß ist, liegt daran, dass wir nicht nur Maler, sondern auch Korrosionsschützer sind", erklärt Sellmann und fügt hinzu: "Ich selber bin Bauingenieur, habe in meinem Berufsleben für verschiedene Unternehmen in der Instandsetzung gearbeitet.

Irgendwann merkte ich, dass ich zusätzlich noch mehr Verantwortung übernehmen und strategisch arbeiten möchte. So bin ich damals mit unserem Inhaber, Hans-Jörg Schmitz-Senge, ins Gespräch und anschließend zusammengekommen. Eines meiner Ziele ist es, aus der Firma Gerhard Schmitz eine Marke zu machen."

  • <p>Mit Respekt schaut Hans-Jörg Schmitz-Senge auf die Arbeit vorheriger Generationen und hat zugleich die Zukunft fest im Blick.</p>

    Mit Respekt schaut Hans-Jörg Schmitz-Senge auf die Arbeit vorheriger Generationen und hat zugleich die Zukunft fest im…

Ein Plan, der in den Ohren von Karl-Heinz Brinkmann nicht verkehrt klingt, er merkt jedoch an: "Ich bin mehr der Pragmatiker. Darum muss ich nun auch los – die Kollegen auf der Baustelle warten."

Beim Gehen gibt er sich mit Firmeninhaber Hans-Jörg Schmitz-Senge die Klinke in die Hand. Der bedauert, dass sein Vater – der 91-jährige Heinrich Gerhard Schmitz – heute aus gesundheitlichen Gründen nicht vor Ort sein kann.

"Seit dem Jahr 2000 ist er aus dem Tagesgeschäft raus, aber normalerweise schaut er einmal pro Woche vorbei. Dies ist gelebte Tradition, und die Nähe der Familie zum Unternehmen wird von den Mitarbeitern geschätzt. Wir tauschen uns oft aus."

  • <p>Frank Korsten leitet die Malerabteilung, zu der 45 eigene Mitarbeiter zählen.</p>

    Frank Korsten leitet die Malerabteilung, zu der 45 eigene Mitarbeiter zählen.

Reden hilft

Um Austausch geht es nicht nur zwischen Vater und Sohn, auch die beiden Geschäftsführer suchen oft das Gespräch miteinander – und mit den Kollegen. "Die Firma besteht dieses Jahr 95 Jahre, und es geht uns gut. Damit das so bleibt und außerdem Neues entstehen kann, sind regelmäßige Kommunikation und Ideenaustausch existenziell. Aktuell arbeiten wir ergänzend mit einer Unternehmensberaterin zusammen, die mit uns auf die Strukturen und Verantwortlichkeiten guckt. Dabei beziehen wir bewusst auch die knapp 100 Mitarbeiter ein. Das ist von Zeit zu Zeit für alle Beteiligten notwendig und richtet die Mannschaft auf dem Spielfeld für gemeinsame Ziele neu aus."

Hans-Jörg Schmitz-Senge weiß, dass diese Bereitschaft zur kritischen Reflexion nicht alltäglich ist. "Viele Betriebe sind Familienunternehmen, das geht oft mit einer eher patriarchalen Führungskultur einher, die sich über Jahrzehnte kaum verändert. Auch mein Vater hat in seiner Zeit vieles ganz anders gemacht, als ich es heute tue. Er war mit seinem Führungsstil sehr beliebt bei der Mannschaft.

Und doch ist es richtig, dass Herr Sellmann und ich als Geschäftsführer anders agieren als er damals, nämlich teamorientiert und offener. Eins hat sich jedoch auf keinen Fall geändert: der Respekt und die Achtung füreinander – und wie wir alle miteinander umgehen."

Blickt man auf die Firmenhistorie, so wird deutlich: Heinrich Gerhard Schmitz war nicht nur ein populärer Chef, sondern auch ein kluger Geschäftsmann.
Bei einem Rundgang über das Firmengelände erzählt sein Sohn, wie der 1924 in Duisburg vom Großvater gegründete Malerbetrieb unter seinem Vater expandierte. Er erweiterte das Leistungsspektrum im Jahr 1957 um den Korrosionsschutz. Hatte man bislang überwiegend Maleraufträge aus dem privaten Sektor erhalten, kamen nun Kunden aus dem Bereich der Schwerindustrie hinzu. 

  • <p>Korrosionsschutz erfolgt oft beim Kunden vor Ort, zum Teil findet die Arbeit auch in der eigenen Strahlwerkhalle statt.</p>

    Korrosionsschutz erfolgt oft beim Kunden vor Ort, zum Teil findet die Arbeit auch in der eigenen Strahlwerkhalle statt.

 

Korrosionsschutz- und Malerbetriebe Gerhard Schmitz

1924 in Duisburg vom Maler- und Lackierermeister Gerhard Schmitz gegründet, baute der Betrieb Ende der 50er Jahre den Korrosionsschutz als zweites Standbein auf. Auch geografisch wurden neue Gebiete erschlossen: Im Jahr 1967 kam eine Münchener Dependance hinzu, die 2014 verkauft wurde.

Heute beschäftigt die Duisburger Firma über 90 operative, technische und kaufmännische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Neben großen Industrieunternehmen zählen Architekturbüros und Privathaushalte zum Kundenstamm. 

Website: www.gerhard-schmitz.de

 
  • <p>Dieter Deinert hat seit 18 Jahren den Überblick im 500 m² großen Lager – und das Sagen.</p>

    Dieter Deinert hat seit 18 Jahren den Überblick im 500 m² großen Lager – und das Sagen.

"Der Korrosionsschutz war nach dem Krieg hier im Ruhrgebiet eine tolle Chance, die mein Vater nutzte. Wir sind nach wie vor in der Industrie für große Namen tätig, haben zahlreiche Rahmenvertragskunden. Darum gibt es hier auf dem Gelände unter anderem eine 2.500 m² große Strahl- und Beschichtungshalle. Doch das Malerhandwerk hat es parallel dazu immer gleichberechtigt gegeben. Wir beschäftigen Fachleute für beide Bereiche, unser Arbeitsvolumen und unser Personal teilen sich etwa gleichwertig auf beide Geschäftsfelder auf", erzählt Schmitz-Senge und öffnet die rote Metalltür zum Farblager, in dem Dieter Deinert das Sagen hat.

Deinert gehört seit 30 Jahren zum Unternehmen, im Lager arbeitet er seit 18 Jahren. Gerade bespricht er mit Frank Korsten, dem Leiter der Malerabteilung, die Logistik der bevorstehenden Woche.
Aktuell gibt es rund zwanzig Baustellen, die mit Material versorgt werden müssen. Neben den klassischen Malertätigkeiten wie Anstrich-, Tapezier-, Lackier- oder Fassadenarbeiten bietet die Firma auch die Bereiche Wärmedämmung und Bodenbelagsarbeiten an. "Und künftig", wirft Frank Korsten ein, "wollen wir als Malerbetrieb den Privatkunden wieder stärker in unseren Fokus rücken. Zwischen all den Großprojekten besteht die Gefahr, die Privathaushalte etwas aus den Augen zu verlieren." Alle nicken: Da geht noch was!

 

Dass unser Betrieb räumlich so groß ist, liegt daran, dass wir nicht nur Maler, sondern auch Korrosionsschützer sind.

Sascha Sellmann, Geschäftsführer

 
  • <p>Um gleich mit der Tür ins Haus zu fallen: Alexandra Otten hat kürzlich als Jahrgangsbeste die Gesellenprüfung bestanden.</p>

    Um gleich mit der Tür ins Haus zu fallen: Alexandra Otten hat kürzlich als Jahrgangsbeste die Gesellenprüfung bestanden.

"Apropos", sagt Sellmann und winkt eine junge Frau heran, die gerade aus einem der weißen Firmenfahrzeuge steigt. "Für den Privatkundenbereich wird diese Mitarbeiterin bei uns künftig eine wichtige Rolle spielen: Alexandra Otten hat gerade die Gesellenprüfung mit Bravour bestanden, als Jahrgangsbeste!" Die 22-Jährige lächelt verlegen.

Duisburg, die Heimat

Beim weiteren Gang über das Gelände erzählt Schmitz-Senge zwischen kurzen Plaudereien mit Mitarbeitern, wie er als kleiner Junge im Betriebshof spielte und dem Lagermeister die Wurst vom Pausenbrot stibitzte. Eine Ausbildung im Handwerk oder in der Industrie hat er zwar nicht absolviert, dafür aber als Praktikant bei befreundeten Wettbewerbern Fregatten im Hamburger Hafen gestrahlt, im Labor gearbeitet und zahlreiche technische Fortbildungen absolviert.

Er besitzt daher großen Respekt vor dem, was seine Mitarbeiter leisten. Bevor er im Jahr 1992 in die väterliche Firma eintrat, war der Diplom-Kaufmann in Hamburg im Finanzsektor beschäftigt. Was ihn mit Mitte dreißig ins Familienunternehmen zog, war der Wille, unternehmerisch tätig zu werden und Verantwortung für den elterlichen Betrieb mit seinen Mitarbeitern zu übernehmen.

Samt Familie verlegte er den Lebensmittelpunkt nach München. Die dortige Niederlassung bestand, seit ein Architekt seinen Vater Mitte der 1960er-Jahre mit einem Großauftrag nach Bayern gelockt hatte.

"Mein Vater und seine Mannschaft haben im Rahmen der Olympischen Spiele 1972 weitere Aufträge übernommen und waren anschließend auch für die Malerarbeiten der BMW-Hauptverwaltung verantwortlich. Es war damals seine Idee, das blau-weiße Firmenlogo aufs runde Flachdach des Museums zu spritzen – heute ist es fast ein Münchner Wahrzeichen!"

 

Das Malerhandwerk hat es parallel zum Korrosionsschutz immer gleichberechtigt gegeben.

Hans-Jörg Schmitz-Senge, Geschäftsführer und Inhaber

 

Viele weitere erfolgreiche Projekte folgten unter der Ägide von Schmitz-Senge, bis die süddeutsche Dependance 2014 an einen strategischen Wettbewerber verkauft wurde. Schmitz-Senge erzählt, dass er gemeinsam mit seinem Vater nach der Wende außerdem nach Bernburg, Leipzig und Berlin expandierte. "Das war Aufbau Ost pur mit vielen interessanten Bau- und Sanierungsprojekten, aber herausfordernder als gedacht; es fehlte immer wieder am passenden Personal!

Dennoch war es eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte und die ganz ohne staatliche Subvention bewerkstelligt wurde. Wir arbeiten zwar nach wie vor im ganzen Bundesgebiet, doch heute geht alles vom Ruhrgebiet aus, wo man unseren Namen seit 95 Jahren aufgrund unserer Mitwirkung an renommierten Bauvorhaben und der damit verbundenen Qualität und Servicekomponente gut kennt."

Dass der Firmenname Gerhard Schmitz in der Branche bekannt bleibt, liegt sicher auch an der Baufachtagung, die der Betrieb seit drei Jahren jährlich ausrichtet. Stets im Februar oder März geht es – abwechselnd – um die Maler oder Korrosionsschützer. Bauherren, Großunternehmen, Architekten, Ingenieurbüros, Hersteller und Lieferanten werden zu Vorträgen und Diskussionsrunden eingeladen, natürlich nehmen auch die eigenen Mitarbeiter teil. Das Ganze findet in der Veltins-Arena auf Schalke statt. "Aber es kommen auch Dortmund-Fans", versichert Sascha Sellmann grinsend. Und man glaubt sofort, dass es diesem Geschäftsführer-Duo gelingt, alle an einen Tisch zu holen.

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