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Die Relevanz visueller Barrierefreiheit

Fotos: Brillux

Dieser Artikel erschien im Planquadrat 1/20

Bestellen Sie die Printausgabe per E-Mail an: kontakt@brillux.de

Die Welt, in der wir leben, ist eine Welt des Sehens. Fast 80 Prozent aller Informationen nehmen wir mit den Augen auf. Wenn sich die Sehkraft aus unterschiedlichsten Gründen vermindert – und das wird sie spätestens im Alter zunehmend und unaufhaltsam –, wird die Selbstständigkeit der Betroffenen automatisch gravierend eingeschränkt. Die Relevanz visueller Barrierefreiheit steht damit außer Frage und zieht in allen öffentlichen Gebäuden ein Umdenken mit sich. Nicht nur Herkömmliches anpassen an eingeschränkte Nutzer, sondern von Beginn an für alle Menschen nutzbar und komfortabel planen und gestalten.

Von einer visuellen Einschränkung sind mehr Menschen betroffen als man denkt. Infolge der Veränderung des Auges kommt es mit zunehmendem Alter nicht nur zu einer stetigen und unaufhaltsamen Einschränkung der Sehfähigkeit, sondern vor allem zu einer veränderten visuellen Wahrnehmung. Symptome, z. B. Sehfeldeinschränkungen, Blendempfindlichkeit und eine sich verändernde Wahrnehmung von Farben und Kontrasten, machen ein diesbezügliches Umdenken im Umgang in öffentlichen Gebäuden notwendig. Darüber hinaus ist eine auf den ersten Blick sichtbare und eindeutige Raumorganisation für jeden angenehm – auch für Menschen ohne Einschränkung. Visuelle Barrierefreiheit betrifft neben funktionierenden Wege-Leit-Systemen sowohl die Farbigkeit und Blendfreiheit von Wänden, Decken, Böden und Lichtquellen als auch die Farbigkeit und Materialität von Türen, Zargen, Fenstern, Säulen und Zonierungen sowie inneren Erschließungen. Die Herausforderung für Planer: die Entwicklung einer neuen, nicht ausgrenzenden Raum-Ästhetik mit maximaler Erkennbarkeit aller raumwirkenden Elemente für alle Nutzer.

Gestaltungsbewusstsein neu entwickeln

Die gestalterischen Vorgaben, die durch die 2010 in Kraft getretene DIN 18040-1 zur visuellen Barrierefreiheit formuliert werden, erfordern von Architekten und Planern ein neues Gestaltungsbewusstsein. Sind heute homogene Flächenbündigkeiten, minimalistische Konzepte, ganzheitliche Ton-in-Ton-Farbplanungen anerkannt und häufig gewünscht und gewollt, wird der Fokus künftig auf Kontraste gerichtet sein müssen. Wenn bisher Raumgrenzen aufgelöst, Türen, Griffe und Säulen in den Hintergrund gestaltet wurden, so besagt die DIN zur visuellen Barrierefreiheit, eben diese zu betonen – Türen, Zargen und Konturen deutlich zu markieren, Böden von Wänden in ausreichendem Kontrast zu trennen und Barrieren wie Säulen stark kenntlich zu machen. Brillux hilft Ihnen, die Auflagen zu erfüllen und frühzeitig mit Beginn der Planung von öffentlichen Gebäuden die Farbkonzeption mitzudenken. Berechnen Sie die entsprechend geforderten Kontrastwerte für Ihr individuelles Farbkonzept mit dem Brillux Kontrastrechner und lassen Sie sich in der Brillux Akademie beraten und schulen.

  • <p>(1) Die geforderten Kontraste werden bei dieser Ton-in-Ton-Farbgestaltung nicht erfüllt. Die Hellbezugswerte von Wand, Tür, Beschriftung und Boden sind nicht kontrastreich genug – der helle und glänzende Handlauf ist gar nicht erkennbar.</p>

    (1) Die geforderten Kontraste werden bei dieser Ton-in-Ton-Farbgestaltung nicht erfüllt. Die Hellbezugswerte von Wand,…

  • <p>(2) Durch den Einsatz von Farbtönen mit kontrastreicheren Hellbezugswert an Tür, Zimmernummer, Handlauf und Fußleiste wird den Anforderungen der DIN 18040-1 entsprochen.</p>

    (2) Durch den Einsatz von Farbtönen mit kontrastreicheren Hellbezugswert an Tür, Zimmernummer, Handlauf und Fußleiste…

 

Wortlaut der DIN 18040 zur Visualität in Gebäuden

Visuelle Informationen sollten auch für sehbehinderte Menschen sichtbar und erkennbar sein. Die wichtigsten Einflussfaktoren auf das Sehen und Erkennen sind

  • Leuchtdichtekontraste (hell/dunkel)
  • Größe des Sehobjekts
  • Form (z. B. Schrift)
  • räumliche Anordnung (Position) des Sehobjekts
  • Betrachtungsabstand
  • ausreichende und blendfreie Belichtung bzw. Beleuchtung

Visuelle Informationen müssen hinsichtlich der Leuchtdichte zu ihrem Umfeld einen visuellen Kontrast aufweisen. Je höher der Leuchtdichtekontrast, desto besser ist die Erkennbarkeit. Hohe Kontrastwerte ergeben Schwarz-Weiß- bzw. Helldunkel-Kombinationen.

[...] Visuelle Informationen wie Wegweiser, Übersichtstafeln und Türschilder sind in Schriftgröße, Schriftart, Kontrast und Anbringungshöhen nach DIN 32975 zu gestalten.

[...] Eine der Voraussetzungen für die Orientierung im Innenbereich ist eine klare Erkennbarkeit der Raumgrenzen. Dies kann beispielsweise durch die kontrastreiche Gestaltung der Fußböden und Wände oder durch eine markante Gestaltung der Fußleisten oder Türzargen erreicht werden.

Die DIN 32975 fordert für die Kennzeichnung von Bedienelementen an Hilfs- und Notrufeinrichtungen, die Markierung von Hindernissen und Absperrungen sowie für die Darstellung von Informationen einen Kontrast von mindestens 0,7.

Für eine einfache Lesbarkeit von Leitsystemen, z. B. Bodenmarkierungen, ist ein Kontrast von mindestens 0,4 einzuhalten. Das bedeutet, dass dieser Kontrast auch zwischen Wand und Boden eingehalten werden sollte, um die Raumgrenzen leicht erkennen zu können.

 

  • <p>Farbgestaltung am Beispiel einer öffentlichen Nutzung (Bürgerbüro, Touristik o. ä.) gemäß DIN 18040-1 unter Berücksichtigung des Leuchtdichtekontrastes von 0,4 und 0,7. Bei den Stützen als raumbildende Elemente reicht in diesem Fall ein Kontrast von 0,4 zum Boden aus.</p>

    Farbgestaltung am Beispiel einer öffentlichen Nutzung (Bürgerbüro, Touristik o. ä.) gemäß DIN 18040-1 unter…

Hellbezugswerte und Leuchtdichtekontrast

Jeder Farbton hat einen Hellbezugswert (HBW). Er beschreibt die Helligkeit einer Körperfarbe ohne Berücksichtigung von Beleuchtung, Reflexion, Glanzgrad oder Struktur. Der Hellbezugswert beschreibt den Anteil des auf eine Oberfläche auftreffenden sichtbaren Lichts, der von dieser Oberfläche reflektiert wird. Helle Töne verfügen über hohe Werte, dunkle Töne über niedrige Werte. Dagegen hängt die messbare Leuchtdichte neben der Beleuchtungsstärke und dem Einstrahlwinkel des Lichts auch vom Reflexionsgrad des Materials bzw. der Oberflächenstruktur und -beschaffenheit ab; somit wird auch die Beleuchtung des Raums mit eingemessen, was bei den HBW gänzlich ausgeschlossen ist.

Die vom menschlichen Auge wahrgenommene Helligkeitsdifferenz eines Objekts zu seiner Umgebung (oder zwischen zwei Farbtönen) wird als Leuchtdichtekontrast bezeichnet und zur Bestimmung der visuellen Kontraste herangezogen. Anhand dieses Werts kann festgestellt werden, ob es sich um eine kontrastreiche Raumgestaltung handelt, wie sie von der DIN 32975 gefordert wird. Wenn man die Hellbezugswerte der Farbtöne kennt, ist der Leuchtdichtekontrast mit der Michelson-Formel zu berechnen.

  • K ≥ 0,7: Markierung von Hindernissen und Absperrungen, Darstellung von Informationen, Bedienelementen an Hilfs- und Notrufeinrichtungen
  • K ≥ 0,4: Handläufe, Orientierungs- und Leitflächen sowie Boden- und Wand-Boden-Markierungen, kontrastreiche Betonung von Türen/Zargen, Hervorhebung der Handläufe, Stütz- und Haltegriffe sowie Türdrücker und Stufenmarkierungen

LeuchtdichteKontrastrechner

Eine exakte Kontrastbestimmung kann nur mit sogenannten Leuchtdichte-Messgeräten erfolgen, da nur diese auch Struktur, Glanzgrad bzw. Reflexion und Beleuchtung berücksichtigen. Geht man von matten, unstrukturierten Oberflächen und ausreichender gleichmäßiger und blendfreier Beleuchtung aus, kann man mit dem Brillux Kontrastrechner auf Basis der Hellbezugswerte näherungsweise schnell den vorhandenen visuellen Kontrastwert oder den nötigen Hellbezugswert der zweiten Farbe ermitteln.

 

Die Funktionen des Kontrastrechners

Kontrast berechnen: Vergleichen Sie zwei Scala-Farbwerte und lassen Sie sich berechnen, ob der Kontrast den Anforderungen genügt.

Hellbezugswert ermitteln: Von einem Ausgangsfarbton gelangen Sie anhand des gewünschten Kontrasts zum benötigten Hellbezugswert einer zweiten Farbe. Mit dem Brillux Color Diamond lässt sich schnell und sicher ein Farbton und sein Hellbezugswert ermitteln.

 
Kontrastrechner-Beispiel, Flur

Wenn die Körperfarben der Raumelemente Tür, Wand, Boden nicht den gewünschten Kontrast hervorbringen, können durch kontrastreiches Absetzen (in diesem Fall ein abgetöntes Weiß) entsprechende Kontrastwerte geschaffen werden.

Kontrastrechner-Illustration, Badezimmer

Farben von Stützklappgriff und Hocker werden hinsichtlich des Leuchtdichtekontrasts nicht an der Wand gemessen, sondern aufgrund der Perspektive des Nutzers an der Helligkeit des Bodens. Foto: HEWI Heinrich Wilke GmbH

Kontrastrechner-Illustration, Flur

Auch wenn üblicherweise ein Kontrast von 0,4 für Stufenmarkierungen ausreicht, empfiehlt es sich, einen Kontrast von 0,7 anzustreben, da es sich im Alltag um deutliche Gefahrenzonen handelt.

Kontrastrechner-Illustration, Sitzmöbel

Türen und Handläufe setzen sich deutlich mit einem Kontrast von 0,4 ab, Hindernisse wie frei stehende Sitzmöbeleinbauten sollten kontrastreicher mit einem Wert von 0,7 gestaltet werden.

Unterstützung für Architekten und Planer

Farbgestaltung ist eine sensible, subjektive, hinsichtlich visueller Barrierefreiheit aber auch eine berechenbare Angelegenheit. Der Brillux Objektservice unterstützt Sie gern:

  • persönliche Bestandsanalyse vor Ort – Aufnahme besonderer Gegebenheiten und Farbvorgaben
  • Entwicklung der optimalen Farbgestaltung für Ihr Projekt
  • Erstellung von normgerechten Farbkonzepten (nach DIN 18040-1 und 32975)
  • Anfertigung fotorealistischer 3DVisualisierungen – als perspektivischer Ausdruck, digital, als Filmsequenz, als 360°-Kugelpanorama oder mittels VR-Brille
  • Beratung über den Einsatz von Brillux Produkten und Empfehlungen zum Beschichtungsaufbau
  • Unterstützung bei technischen und bauphysikalischen Fragestellungen

Immer für Sie da. In allen Projektphasen stellt Brillux Ihnen qualifizierte Technische Berater und Farbdesigner zur Seite, die Sie individuell und kompetent betreuen.

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Unsere technischen Berater betreuen und begleiten jedes Projekt – kompetent, qualifiziert und individuell.

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