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7. Juni 2016 Nachmittagsarchitektur in Dessau

Seit den 1920er Jahren herrscht eine tiefe Verbundenheit zwischen der Stadt Dessau und der Architektur, welche insbesondere durch die Stiftung Bauhaus Dessau, als künstlerisch-wissenschaftliche Stiftung, lebendig gehalten wird. Dessau, zweifach als UNESCO-Welterbestätte gelistet, präsentiert sich einerseits als architektonisches Erbe, andererseits, mit Blick auf die IBA 2010 oder den Bau des Umweltbundesamtes, als Vorreiter. Schlagzeilen machte der Wettbewerb um den Neubau des Bauhaus Museum Dessau, den das junge, spanische Büro Gonzalez Hinz Zabala 2015 für sich entscheiden konnte.

Um 14:00 Uhr trafen sich die Teilnehmer zur Nachmittagsarchitektur am Umweltbundesamt in Dessau und wurden von Gebietsverkaufsleiter Paul Müller und Herrn Thinius herzlich begrüßt. Nach einer kurzen Einleitung begann die Exkursion mit der Besichtigung des ersten Programmpunkts, des Umweltbundesamtes.

Das Umweltbundesamt, kurz UBA, präsentiert sich als beispielhaftes Projekt des ökologischen Bauens auf der ehemaligen Brache des Dessauer Gasviertels. Die Architekten Sauerbruch Hutton entwarfen einen geschwungenen, viergeschossigen Hauptbau, der die Bestandsgebäude des Wörlitzer Bahnhofs und eine alte Gasfabrik in den Komplex integriert. Das Gebäude verbindet geschickt aktive und passive Maßnahmen zur Reduzierung des Energieverbrauchs und Kohlendioxid-Ausstoßes mit einer kompakten Architektur. Auch der Erweiterungsbau des UBA, der sich aktuell in der Realisierungsphase befindet, wird als Null-Energie-Standard-Gebäude nachhaltig entwickelt.

Bei der Außenbesichtigung konnten sich alle Teilnehmer für die lebhafte Farbgestaltung der Fassade begeistern. Diese ist geprägt von rechteckigen Glaselementen und untermalt den Charakter des stilvollen Gebäudes. 

Anschließend wurden die Teilnehmer der Nachmittagsarchitektur vom Umweltbundesamt abgeholt und mit einer Busfahrt zu den Meisterhäusern, dem nächsten Programmpunkt, gefahren.

Die Meisterhäuser entstanden als geplante Wohnstätte für die Baumeister der Bauhausschule sowohl als Wohnhäuser und dienen auch als Musterhäuser für modernes Wohnen. Im Jahr 1926 bezogen Gropius, Moholy-Nagy, Feininger, Muche, Schlemmer, Kandinsky und Klee mit ihren Familien die Häuser, deren Kennzeichen die kubische Formsprache, Flachdach sowie große einfarbige Flächen und Fenster sind. Später folgten unter anderem Ludwig Mies van der Rohe und Alfred Arndt. Im Zweiten Weltkrieg zum größten Teil zerstört und in den ersten Jahrzehnten der DDR weiter verbaut, wurden die erhaltenen Häuser ab 1993 restauriert.

Die 2015 übergebenen neuen Dessauer Meisterhäuser sind eine moderne Interpretation auf den Grundrissen der ursprünglichen Bauten. Entstanden sind große, teilweise über mehrere Geschosse gehende Räume mit Emporen, Galerien und einem balkonartigen Austritt – skulpturale Bauformen, die immer wieder Ausblicke auf sich selbst eröffnen. Nach einer ausführlichen Innenbesichtigung entschlossen sich die Teilnehmer aufgrund des guten Wetters das Bauhausgebäude zu Fuß anzulaufen. Dort wurden die Teilnehmer freundlich von Herrn Assmann, Leiter der Bauabteilung, Stiftung Bauhaus Dessau, begrüßt und es wurde ihnen der Wettbewerbsentwurf "Neubau Bauhaus Museum Dessau" vorgestellt.

Walter Gropius, 1919 Gründer des Bauhauses und bis 1928 sein Direktor, entwarf den Bau im Auftrag der Stadt Dessau in Zusammenarbeit mit Carl Fieger und Ernst Neufert. Bei seinem Entwurf entwickelte Gropius architektonische Ideen weiter, die er beim Bau der Fagus-Werke in Alfeld an der Leine erstmals verwirklicht hatte. Wie in Alfeld bestimmt auch in Dessau die vor das tragende Skelett gehängte Glasfassade das Äußere des Werkstattflügels und zeigt offen die konstruktiven Elemente. Eine Besonderheit liegt in der Funktionstrennung und der damit verbundenen Gestaltung der einzelnen Gebäudeteile. Unter den Nationalsozialisten geschlossen und nach Bombardements notdürftig repariert, wurde das Gebäude 1974 unter Denkmalschutz gestellt und erstmals 1976 aufwendig saniert.

Mit der Erklärung des Bauhausgebäudes zum Weltkulturerbe wurde eine weitere umfassende Sanierung umgesetzt. 1994 wurde die Stiftung Bauhaus Dessau ins Leben gerufen. Damit ist das Bauhaus wieder ein lebendiger Ort der experimentellen Gestaltung, Forschung und Lehre.

Zum Get-together ging es in das cafè-bistro im Bauhaus Dessau. Das Café bot nach einem tollen und informativen Exkursionstag eine entspannende Atmosphäre, um die gewonnenen Eindrücke gemeinsam auszutauschen und nachwirken zu lassen. 

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