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Justizzentrum, Bochum

Justitia liebt Holz und Licht

Bautafel

Standort Josef-Neuberger-Straße 1, 44787 Bochum

Bauherr Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, Düsseldorf

Planung HASCHER JEHLE Architektur, Berlin

Ausführung Malerwerkstätte Geiger GmbH, Weimar

  • Die Gerichtssäle verfügen über eine optionale Belichtung, sowohl natürlich als auch künstlich.

    Die Gerichtssäle verfügen über eine optionale Belichtung, sowohl natürlich als auch künstlich.

  • Den Architekten ist es gelungen, den Räumen über Material, Farbe und Detaillierung eine besondere Atmosphäre zu verleihen.

    Den Architekten ist es gelungen, den Räumen über Material, Farbe und Detaillierung eine besondere Atmosphäre zu verleihen.

  • Die Erschließung der Galerien erfolgt über das 28 m hohe Atrium.

    Die Erschließung der Galerien erfolgt über das 28 m hohe Atrium.

  • Durch die weiß gewachste Eiche wirkt das Atrium auf eine angenehm sachliche Weise skulptural und kaum wie ein öffentlicher Verwaltungsbau.

    Durch die weiß gewachste Eiche wirkt das Atrium auf eine angenehm sachliche Weise skulptural und kaum wie ein öffentlicher Verwaltungsbau.

  • Das großzügige Atrium wird durch das vollflächig verglaste Sheddach natürlich belichtet.

    Das großzügige Atrium wird durch das vollflächig verglaste Sheddach natürlich belichtet.

  • Der gesamte Gebäudekomplex ist aus Sicherheitsgründen nur über diesen Eingang zu betreten.

    Der gesamte Gebäudekomplex ist aus Sicherheitsgründen nur über diesen Eingang zu betreten.

  • Grüner Hof als Garten.

    Grüner Hof als Garten.

Freundlich, klar und offen: Dies sind nicht unbedingt Attribute, die man einem Gerichtsgebäude zuordnen würde. Doch dem Büro HASCHER JEHLE Architektur gelang mit dem Neubau des Bochumer Justizzentrums die Loslösung von überkommenen Formen und Gesten, und genau so wahren sie den nötigen Respekt vor der Instanz.

Mit einem gemeinsamen Haus für Amtsgericht, Landgericht, Arbeitsgericht, Staatsanwaltschaft und soziale Dienste sollten die bis dahin im Stadtgebiet verteilten Bochumer Behörden Wege verkürzen, Synergieeffekte erzeugt und gleich noch ein Zeichen für eine auf den Bürger ausgerichtete Rechtsprechung gesetzt werden. Dazu bot es sich an, das zentrumsnahe, aber ungenutzte Gelände am Ostring zu entwickeln. Das Berliner Büro HASCHER JEHLE Architektur gewann 2008 den vom BLB NRW ausgelobten Wettbewerb mit einem Entwurf, den die Jury damals als frappierend einfach bezeichnete. Denn den Planern war es mit einer mäandrierenden Struktur gelungen, auch das denkmalgeschützte Alte Gymnasium in ein schlüssiges, sicheres und ansprechendes Gefüge aus Gerichtssälen, Büros sowie diversen Bereichen mit Sonderfunktionen zu integrieren. Das Büro HASCHER JEHLE Architektur bildet den Komplex jedoch nicht als Großform, sondern, dem städtischen Kontext angepasst, als drei individuell gestaltete und kommunizierende Baukörper aus.

Die exponierte Ecke des Grundstücks besetzt der karmesinrote Saaltrakt, an den im Süden mit einem eingeschossigen Verbindungsbau das Alte Gymnasium angeschlossen ist. Rückwärtig und dadurch weniger im Fokus der Öffentlichkeit liegt der Bürotrakt, der den Saaltrakt und das Alte Gymnasium wie eine Spange zusammenschließt. Durch die mäandrierende Form entstehen zwei Höfe – der hinter dem Altbau gelegene dient der Anlieferung und Anfahrt, der zweite, in der Achse des Haupteinganges liegende, wurde als Erholungshof gartenartig gestaltet.

Trotz der komplexen Anforderungen gelang es den Architekten, das Gebäude so zu strukturieren, dass sich Besucher wie Mitarbeiter intuitiv darin orientieren können. Der tief in den Baukörper eingeschnittene Haupteingang erfährt eine zusätzliche Betonung durch die breite Treppenanlage. Aus Sicherheitsgründen muss jeder, der das Gebäude betritt, diesen Eingang benutzen und die dahinter liegenden Schleusen passieren. Doch schon hier öffnet sich das 28 Meter hohe Atrium, das durch die Verglasung der dem begrünten Erholungshof zugewandten Kopfseite und das gläserne Sheddach auch an trüben Tagen freundlich und hell wirkt. Breite einläufige Treppen erschließen die in den drei Obergeschossen u-förmig angeordneten Gerichtssäle.

Im Zusammenspiel mit den zu Wartebereichen ausgeweiteten Galerien und der Ausführung in weiß gewachster Eiche wirkt das Atrium auf eine angenehm sachliche Weise skulptural und kaum wie ein öffentlicher Verwaltungsbau. Denn trotz des engen finanziellen Rahmens ist es den Architekten gelungen, den Räumen über Material, Farbe und Detaillierung eine besondere Atmosphäre zu verleihen. So fügten sie zum Beispiel in den Gerichtssälen mit farbigem Stoff in Orange- oder Blautönen bespannte Akustikelemente in Form eines Baldachins ein und setzten damit einen wirkungsvollen Kontrapunkt zu den von der Justiz so geschätzten hellen und dunklen Hölzern von Mobiliar und Böden. Anders als ursprünglich geplant konnte vom Alten Gymnasium nur die Fassade zum Ostring erhalten werden, dahinter befindet sich nun im Erdgeschoss neben dem Casino das Arbeitsgericht und in den darüber liegenden Etagen der Schulungsbereich für die Referendare. Einen Höhepunkt bildet die unter dem markanten neuen Flugdach liegende Bibliothek. So viel wohldosierte Zeichenhaftigkeit ist auch für ein Justizgebäude durchaus angemessen.

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